Gedicht über schlechte Gedichte
Wer glaubt,
Daß er, was er in Versen singt,
In künstlerische Höhen schraubt,
Nur weil er Worte in Kreuzreime zwingt,
Oder in Paarreimen dichtet,
Auf was man denkerisch gern verzichtet;
Wer glaubt, Kunst zu erschaffen,
Indem er sterile Stabreime
Staunend stottert,
Oder moderner,
in freien
Versen,
sich
Sehend
als
Dichter,
Auch
fühlend,
Wirklichkeit
Zu ertasten
vorgibt,
Dabei
Hohles
umwol-
kend,
Irre
Satzbau-
Steine Er-
schaffend
aufeinander-
türmt;
Wer in Vergleichen sich ergeht,
Die wie Blumen im Winter
Oder Pferdekutschen in der Vergangenheit
Oder auch Morgenröte in östlicher Sonne
Einen Sinn zu verdunkeln scheinen,
Den es doch nicht gibt;
Wer also Worte ohne Inhalt formt,
Wer dichtet ohne zu denken,
Gleicht einem,
Der es vorzieht,
Außer Geschenkpapier,
Außer Verpackung,
Nichts weiter zu schenken;
Sein Werk ist wertlos,
Wie ein Brunnen ohne Wasser.
Also merke, Dichter:
Hast Du nichts auszudrücken,
Was suchst Du nach Ausdrücken?
Gedichte bedürfen
Des Gedachten.